Laos: das meist bombardierte Land der Welt
Obwohl Laos nur am Rande beteiligt war, wurde das Land im Vietnamkrieg massiv bombardiert. Es gehört zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen von Streubomben betroffen sind.
Kein Land der Welt wurde – gemessen an der Einwohnerzahl – so stark bombardiert wie Laos durch das US-Amerikanische Militär während des Vietnamkriegs. Zwischen 1964 und 1973 gab es hier 580.000 Bombenangriffe, das entspricht über neun Jahre hinweg einem Angriff alle acht Minuten. Dabei setzte die US-Armee auch Streumunitionen in großem Umfang ein und warf mindestens 260 Millionen Submunitionen ab.
Es sind noch viele Gebiete in Laos durch nicht explodierte Submunitionen kontaminiert. Von den 18 Provinzen des Landes gelten immer noch fast 15 als betroffen, neun davon als besonders kontaminiert.
Auch Jahre nach dem Einsatz von Streumunition werden Personen durch die nicht explodierten Überreste von Streumuntioon verletzt oder getötet. Im Jahr 2024 waren es beispielsweise zwei Menschen.
Die Demokratische Republik Laos unterzeichnete das Übereinkommen für das Verbot von Streubomben am 3. Dezember 2008 als zweiter Staat nach dem Gastgeberland Norwegen.
Inmitten dieser Krise sind Organisationen wie Handicap International entscheidend. Sie klären über die Gefahren von Streubomben und Blindgänger auf und helfen, Leben zu retten.
Zuletzt aktualisiert am: 15. September 2025
Das lesen Sie auf dieser Seite:
- Woher stammen die Daten auf dieser Seite
- Wie viele Unfälle mit Strubomben und Blindgängern gab es bisher?
- Wo liegen Streumunitionsreste in Laos?
- Wer warf die Streumunition über Laos ab?
- Hat Laos Streumunition verboten?
- Werden die Blindgänger geräumt?
- Wie hilft Handicap International den Menschen in Laos?
- Medienberichte
Bild: Ein Minenräumungsteam von HI in Laos bei der Arbeit. © Molly Feltner / HI
Woher stammen die Daten auf dieser Seite
Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Streubomben-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung des Oslo-Vertrages, also der internationalen Konvention über Streumunition informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors.
Der aktuelle Streubomben-Monitor vom September 2025 enthält Informationen liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit, wobei der Fokus auf den Fortschritten und Herausforderungen des vorgegangenden Jahres 2024 liegt. Sofern verfügbar enthält er aber auch Infomationen bis zum 1. August 2025.
Wie viele Unfälle mit Streubomben und Blindgängern gab es bisher?
Blindgänger können auch Jahre nach ihrem Einsatz noch explodieren. Doch selbst wenn sie nicht explodieren: allein ihre Existenz ist ein großes Problem für die Gemeinschaften, die in den betroffenen Gebieten leben. Sie können ganze Areale nicht mehr nutzen und Felder nicht mehr bestellen. Sie müssen mit der ständigen Angst um ihre Angehörigen leben, wenn Bauern trotzdem in Felder gehen, wenn Kinder auf dem Schulweg an verseuchten Gebieten vorbeigehen, wenn Submunition in Olivenbäumen hängen geblieben ist.
Laut Streubomben-Monitor wurden in Laos über all die Jahre über 55.000 Menschen explosive Kriegsreste verletzt. Von diesen über 55.000 Menschen wurden 7,812 Personen durch Streumunition und nicht explodierter Überreste von Streubomben verletzt oder getötet.
Im Jahr 2024 wurden zwei Personen von Streumunitionsrückständen und im Jahr 2023 acht Personen verletzt, was einen deutlichen Rückgang bedeutet.

Wo liegen Streumunitionsreste in Laos?
In einer von Handicap International im Jahr 1996 durchgeführten Untersuchung über die Auswirkungen der Streubombenangriffe in Laos wurde die Zahl von 87.000 km² verseuchten Flächen, d.h. rund 35% der Gesamtfläche, genannt. Ende 2023 wurde die Ausdehnung der bestätigten Gefahrenbereiche in Laos mit 1.502,08 km² in 15 Provinzen angegeben, wobei die Erhebung zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war. Die neun Provinzen Attapeu, Champasak, Houaphan, Khammouane, Luang Prabang, Saravan, Savannakhet, Sekong, and XiengKhouang sind besonders stark betroffen. Man findet in Laos nur sehr wenige Landminen, dafür vor allem Submunition vom Typ BLU-26. Diese Blindgänger fordern bis heute mehrmals im Monat neue Opfer.
Trotz laufender Räumungsmaßnahmen beliebt die Gesamtfläche der bestätigten Kontamination durch Streumunition in Laos im Jahr 2024 gegenüber 2023 weitergehend unverändert und umfasst 1.500km².
Wer warf die Streumunition über Laos ab?
Kein Land der Welt wurde – gemessen an der Einwohnerzahl – so stark bombardiert wie Laos durch das US-Amerikanische Militär während des Vietnamkriegs. Zwischen 1964 und 1973 gab es hier 580.000 Bombenangriffe - das entspricht über neun Jahre hinweg durchschnittlich einen Angriff alle acht Minuten. Dabei setzte die US-Armee auch Streubomben in großen Umfang ein und warf mindestens 260 Millionen Submunitionen ab. Von diesen Munitionen blieb eine große Anzahl nicht explodiert als Blindgänger im Land liegen - auf den Feldern und Wegen, in Bäumen, auf Hausdächern. Die genaue Menge der Blindgänger ist nur schwer zu bestimmen, die entsprechenden Zahlen schwanken zwischen 13 und 78 Millionen.

Kanha trifft Model Mario Galla
Im Alter von sechs Jahren riss ihr ein Blindgänger das rechte Bein halb ab. Genau wie Model Mario Galla trägt auch Kanha eine Prothese.
Lesen Sie hier ihre Geschichte.
Hat Laos Streumunition verboten?
Laos hat Streumunition verboten. Die Demokratische Republik Laos war der zweite Staat, der am 3. Dezember 2008 in Oslo den Vertrag über ein Verbot von Streubomben unterzeichnete – nach dem Gastgeberland Norwegen.
> Lesen Sie hier alles über die Oslo-Konvention
Werden die Blindgänger geräumt?
Alle Vertragsstaaten des Oslo-Vertrags sind dazu verpflichtet, innerhalb von zehn Jahren nach Inkrafttreten des Übereinkommens alle Streumunitionsrückstände zu räumen und zu vernichten. Im Jahr 2024 hat Laos den zweiten Verlängerungsantrag der Räumungsfrist eingereicht.
Im Jahr 2023 wurden in Laos 62,09 km² geräumt. Dabei wurden 58.735 Überreste von Streumunition zerstört. Mehr als 97 % (60,3 km²) der im Jahr 2023 insgesamt geräumten Flächen entfielen auf die neun am stärksten kontaminierten Provinzen. Laos war das Land, in dem die größte Fläche in einem Jahr geräumt wurde - wie bereits in den Jahren zuvor.
HI engagiert sich seit dem Jahr 1996 in Laos. Damals führten wir eine landesweite Kampagne zur Kampfmittelbeseitigung durch, die nach wie vor als Referenz für Kampfmittelbeseitigungsfirmen im Land gilt. Im Jahr 2006 wurde HI als unabhängiges Räumungsunternehmen anerkannt und ist bis heute im Land tätig.
Wie hilft Handicap International den Menschen in Laos?
Handicap International ist in Laos tätig, um die Bedrohung durch Streumunition und alle anderen explosiven Kriegsreste zu verringern. Unsere Minenräumungsteams stimmen sich hierbei mit den Dorfbewohner*innen ab, die von diesen Waffen betroffen sind. Zudem führen unsere Teams Aufklärungsveranstaltungen in den Dörfern durch, um die Bevölkerung auf die Gefahr hinzuweisen.
Außerdem leitet Handicap International Entwicklungsprojekte, um die Früherkennung von Behinderungen und die soziale Inklusion von Menschen mit Behinderung voranzutreiben - insbesondere bei Kinder unter fünf Jahren. Unsere Teams unterstützen die frühzeitige Diagnose, sensibilisieren Gemeinden für das Thema Behinderung und bieten gezielte Stimulationstherapien für unterernährte Kleinkinder an. Darüber hinaus arbeiten wir daran, die Häufigkeit von HIV/AIDS-Infektionen sowie Krankheiten wie Malaria bei Frauen, Kindern und Jugendlichen zu verringern.

Der Einsatz von HI in Laos
Lesen Sie hier mehr zum Einsatz von HI in Laos.
Handicap International setzt sich außerdem dafür ein den Zugang zu Bildung für benachteiligte Kinder in mehreren Provinzen zu verbessern und die Lesefähigkeit aller Kinder zu fördern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Kindern mit Behinderung sowie auf jenen, die die laotische Sprache nicht sprechen.
Nicht zuletzt arbeitet Handicap International auch daran, die Versorgung mit Rehabilitationsmaßnahmen zu verbessern. Dabei wird mit öffentlichen Einrichtungen kooperiert, um den Rehabilitationssektor des Landes weiterzuentwickeln und Aus- und Weiterbildungen für Fachkräfte in diesem Bereich anzubieten.
ARD Weltspiegel: Laos - Lebensgefährlicher Kampf gegen Blindgänger
Das Ende des Vietnamkriegs jährte sich 2025 zum 50. Mal. Im Nachbarland Laos ist das Erbe des Krieges noch immer allgegenwärtig. Reporter vom ARD-Weltspiegel begleiten ein Team von Handicap International, das jeden Tag sein Leben riskiert, um endlich alle Streubomben aus Laos zu entfernen.
ZDF Auslandsjournal: Räumung von Streumunition in Laos
Das ZDF begleitet eine Frau und einen Mann bei ihrer Arbeit für Handicap International in Laos. Gemeinsam räumen sie Streumunition und andere explosive Kriegsreste – und sind zugleich ein Paar mit einem kleinen Kind. Ihre Arbeit ist lebensgefährlich: Täglich leben sie mit der Angst vor einem Unfall. Doch sie sind gut ausgebildet und wissen, was sie tun. Gleichzeitig sind sie sich der verheerenden Langzeitfolgen dieser Waffen bewusst – auch Jahrzehnte nach dem Krieg. In Laos liegt der letzte Krieg über 50 Jahre zurück, und dennoch sind viele Gebiete weiterhin kontaminiert. Umso größer ist ihr Mitgefühl für die Menschen in der Ukraine, die durch den dort andauernden Krieg mit den Auswirkungen des Einsatzes von Streumunition leben müssen.
Die Reporter*innen treffen außerdem einen Mann, der als Jugendlicher durch eine Streubombe in Laos seinen Arm verloren hat – ein Schicksal, das bis heute viele Menschen in betroffenen Regionen teilen.
Informieren Sie sich weiter:
Portraits aus unseren Ausstellungen
In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

Phongsavath verliert an seinem Geburtstag durch Streumunition seine Hände und sein Augenlicht. Tanzend und singend machte er später Kampagnenarbeit gegen die Waffen.

Das fragt sich der schwer traumatisierte Vietnam-Veteran täglich. Im Krieg tötete er mehrere Menschen. Heute wird er von Alpträumen, Depressionen und Schlaflosigkeit heimgesucht.
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