Laos: das meist bombardierte Land der Welt
Obwohl es nur am Rande beteiligt war, wurde Laos im Vietnamkrieg massiv bombardiert. Es gehört zu den Ländern, die am meisten unter den Auswirkungen von Streubomben leiden.
Kein Land der Welt wurde – gemessen an der Einwohnerzahl – so stark bombardiert wie Laos durch die Armee der USA während des Vietnamkriegs. Zwischen 1964 und 1973 gab es hier 580.000 Bombenangriffe, also über neun Jahre hinweg durchschnittlich alle acht Minuten einen Angriff. Dabei warf die USA auch unzählige Streumunition ab, die insgesamt mindestens 260 Millionen Submunitionen enthielt.
Die Demokratische Republik Laos unterzeichnete am 3. Dezember 2008 den Vertrag über ein Verbot von Streubomben.
Inmitten dieser Krise sind Organisationen wie Handicap International entscheidend. Sie klären über die Gefahren von Streubomben und Blindgänger auf und helfen, Leben zu retten.
Zuletzt aktualisiert am: 09. September 2024
Das lesen Sie auf dieser Seite:
- Woher stammen die Daten auf dieser Seite
- Wie viele Unfälle mit Strubomben und Blindgängern gab es bisher?
- Wo liegen Streumunitionsreste in Laos?
- Wer warf die Streumunition über Laos ab?
- Hat Laos Streumunition verboten?
- Werden die Blindgänger geräumt?
- Wie hilft Handicap International den Menschen in Laos?
- Räumung von Streumunition in Laos - ein Bericht von ZDF
Bild: Ein Minenräumungsteam von HI in Laos bei der Arbeit. © Molly Feltner / HI
Woher stammen die Daten auf dieser Seite
Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Streubomben-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung des Oslo-Vertrages, also der internationalen Konvention über Streumunition informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors.
Der aktuellste Streubomben-Monitor vom September 2024 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2023. Der jährliche Bericht liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit, wobei der Fokus auf den Fortschritten und Herausforderungen des letzten Kalenderjahres liegt.
Wie viele Unfälle mit Streubomben und Blindgängern gab es bisher?
Blindgänger können auch Jahre nach ihrem Einsatz noch explodieren. Doch selbst wenn sie nicht explodieren: allein ihre Existenz ist ein großes Problem für die Gemeinschaften, die in den betroffenen Gebieten leben. Sie können ganze Areale nicht mehr nutzen und Felder nicht mehr bestellen. Sie müssen mit der ständigen Angst um ihre Angehörigen leben, wenn Bauern trotzdem in Felder gehen, wenn Kinder auf dem Schulweg an verseuchten Gebieten vorbeigehen, wenn Submunition in Olivenbäumen hängen geblieben ist.
Laut Streubomben-Monitor wurden in Laos über all die Jahre über 55.000 Menschen durch Streubomben und andere explosive Kriegsreste verletzt.
Laos verzeichnete im Jahr 2023 acht Opfer von Streumunitionsrückständen und im Jahr 2022 neun Opfer, was einen deutlichen Rückgang gegenüber 30 Opfern im Jahr 2021 bedeutet.
Wo liegen Streumunitionsreste in Laos?
In einer von Handicap International im Jahr 1996 durchgeführten Untersuchung über die Auswirkungen der Streubombenangriffe in Laos wurde die Zahl von 87.000 km² verseuchten Flächen, d.h. rund 35% der Gesamtfläche, genannt. Ende 2023 wurde die Ausdehnung der bestätigten Gefahrenbereiche in Laos mit 1.502,08 km² in 15 Provinzen angegeben, wobei die Erhebung zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war. Die neun Provinzen Attapeu, Champasak, Houaphan, Khammouane, Luang Prabang, Saravan, Savannakhet, Sekong, and XiengKhouang sind besonders stark betroffen. Man findet in Laos nur sehr wenige Landminen, dafür vor allem Submunition vom Typ BLU-26. Diese Blindgänger fordern bis heute mehrmals im Monat neue Opfer.
Wer warf die Streumunition über Laos ab?
Kein Land der Welt wurde – gemessen an der Einwohnerzahl – so stark bombardiert wie Laos durch die Armee der USA während des Vietnamkriegs. Zwischen 1964 und 1973 gab es hier 580.000 Bombenangriffe, also über neun Jahre hinweg durchschnittlich alle acht Minuten einen Angriff. Dabei warf die USA auch unzählige Streubomben ab, die insgesamt mindestens 260 Millionen Submunitionen enthielten. Von diesen Munitionen blieb eine große Anzahl nicht explodiert als Blindgänger im Land liegen - auf den Feldern und Wegen, in Bäumen, auf Hausdächern. Die genaue Menge der Blindgänger ist nur schwer zu bestimmen, die entsprechenden Zahlen schwanken zwischen 13 und 78 Millionen.
Kanha trifft Model Mario Galla
Im Alter von sechs Jahren riss ihr ein Blindgänger das rechte Bein halb ab. Genau wie Model Mario Galla trägt auch Kanha eine Prothese.
Lesen Sie hier ihre Geschichte.
Hat Laos Streumunition verboten?
Laos hat Streumunition verboten. Die Demokratische Republik Laos war der zweite Staat, der am 3. Dezember 2008 in Oslo den Vertrag über ein Verbot von Streubomben unterzeichnete – nach dem Gastgeberland Norwegen.
> Lesen Sie hier alles über die Oslo-Konvention
Werden die Blindgänger geräumt?
Alle Vertragsstaaten des Oslo-Vertrags sind dazu verpflichtet, innerhalb von zehn Jahren nach Inkrafttreten des Übereinkommens alle Streumunitionsrückstände zu räumen und zu vernichten. Im Jahr 2024 hat Laos den zweiten Verlängerungsantrag der Räumungsfrist eingereicht.
Im Jahr 2023 wurden in Laos 62,09 km² geräumt. Dabei wurden 58.735 Überreste von Streumunition zerstört. Mehr als 97 % (60,3 km²) der im Jahr 2023 insgesamt geräumten Flächen entfielen auf die neun am stärksten kontaminierten Provinzen. Laos war das Land, in dem die größte Fläche in einem Jahr geräumt wurde - wie bereits in den Jahren zuvor.
HI engagiert sich seit dem Jahr 1996 in Laos. Damals führten wir eine landesweite Kampagne zur Kampfmittelbeseitigung durch, die nach wie vor als Referenz für Kampfmittelbeseitigungsfirmen im Land gilt. Im Jahr 2006 wurde HI als unabhängiges Räumungsunternehmen anerkannt und ist bis heute im Land tätig.
Wie hilft Handicap International den Menschen in Laos?
Handicap International ist in Laos tätig, um die Bedrohung durch Streumunition und alle anderen explosiven Kriegsreste zu verringern. Unsere Minenräumungsteams stimmen sich hierbei mit den Dorfbewohner*innen ab, die von diesen Waffen betroffen sind. Zudem führen unsere Teams Aufklärungsveranstaltungen in den Dörfern durch, um die Bevölkerung auf die Gefahr hinzuweisen.
Außerdem leitet Handicap International Entwicklungsprojekte, um die Früherkennung von Behinderungen und die soziale Inklusion von Menschen mit Behinderung voranzutreiben. Speziell Kinder unter fünf Jahren sollen so betreut werden. Unsere Teams fördern die Erkennung von Behinderungen, führen Aktivitäten zur Aufklärung über Behinderungen durch und organisieren spezielle Stimulationstherapien für unterernährte Kleinkinder. Darüber hinaus arbeiten wir daran, die Häufigkeit von HIV/AIDS-Infektionen sowie Krankheiten wie Malaria bei Frauen, Kindern und Jugendlichen zu reduzieren.
Der Einsatz von HI in Laos
Lesen Sie hier mehr zum Einsatz von HI in Laos.
Handicap International will außerdem den Zugang zu Bildung für benachteiligte Kinder in mehreren Provinzen verbessern und die Lesefähigkeit aller Kinder steigern, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Kindern liegt, die die laotische Sprache nicht sprechen sowie auf Kindern mit Behinderung.
Nicht zuletzt arbeitet Handicap International auch daran, die Versorgung mit Rehabilitationsmaßnahmen zu verbessern. Dabei wird mit öffentlichen Einrichtungen kooperiert, um den Rehabilitationssektor des Landes weiterzuentwickeln und Aus- und Weiterbildungen für Fachkräfte in diesem Bereich werden angeboten.
Räumung von Streumunition in Laos - ein Bericht von ZDF
Das ZDF begleitet eine Frau und einen Mann bei ihrer Arbeit. Sie räumen für Handicap International Streumunition und andere Kriegsreste in Laos - und sind ein Paar und haben ein Kind. Täglich leben sie mit der Angst vor einer einem Unfall. Aber sie sind gut ausgebildet und wissen, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Sie wissen aber auch, welche verheerenden Wirkungen diese Waffen auch nach Jahrzehnte nach dem Krieg noch haben. In Laos ist der Krieg über 50 Jahre her und so bedauern sie jetzt schon die Menschen, die in der Ukraine unter der Streumunition leider werden. Außerdem treffen die Reporter*innen einen Mann, der als Jugendlicher seinen Arm an eine Streubombe in Laos verloren hat.
Informieren Sie sich weiter:
Portraits aus unseren Ausstellungen
In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.
Phongsavath verliert an seinem Geburtstag durch Streumunition seine Hände und sein Augenlicht. Tanzend und singend machte er später Kampagnenarbeit gegen die Waffen.
Das fragt sich der schwer traumatisierte Vietnam-Veteran täglich. Im Krieg tötete er mehrere Menschen. Heute wird er von Alpträumen, Depressionen und Schlaflosigkeit heimgesucht.
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