In einem hohen Raum hängen hunderte kleine Submunitionen an Fäden von der Decke.
LaosHandicap International

Eine junge Frau entmint in Laos mit Streubomben verseuchte Gebiete, um sie der Bevölkerung zurückgeben zu können. 

Man könnte meinen, dass die Räumung und Beseitigung explosiver Kriegsreste reine Männersache ist. In Laos sind jedoch zahlreiche Frauen mit Kampfmittel-Räumungsarbeiten beschäftigt. Eine unter ihnen gehört sogar zum exklusiven Club der EOD TechnikerInnen vierten Grades, der als höchstes Niveau im Lande gilt. Die Räumungsteams von Handicap International machen hier keine Ausnahme. Auch hier gibt es fünf Frauen, ganz abgesehen vom medizinischen Personal. Eine der Kampfmittelräumerinnen ist die junge 26-jährige Many-Am.

Die Sonne brennt heiß, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Wir befinden uns am Ende der Monsunzeit. Einige Regentropfen fallen noch auf die Felder, auf denen die Entminer zu Werke gehen. Eine schmale Gestalt richtet sich auf und wischt sich die Stirn ab. Es ist Many-Am. Mit Bedacht und Vorsicht tastet sie mit ihrem Suchgerät den Boden ab. Ertönt ein Signal, geht sie in die Knie und nimmt dabei ihre Schaufel zum Aushöhlen einer Grube. Dieses Mal ist es jedoch nur ein ungefährliches Stück Metall. Unbeirrt legt Many-Am das Metallstück zur Seite und nimmt anschließend ihr Suchgerät erneut zur Hand.

„Ich mag es nicht, wenn die zu säubernde Erde von kleinen metallischen Abfällen durchdrungen ist. Jedes Mal, wenn das Gerät anschlägt, muss ich tiefer graben, nur um einfache Metallstücke aus dem Boden herauszuholen.“

Der Leiter des Teams ruft das Ende des Arbeitstages aus. Das Material wird eingesammelt. Es ist der richtige Augenblick, um zurück ins Basislager in Nong zu gehen, wo man sich endlich ein wenig entspannen kann. An diesem Abend wird die Diplomüberreichung an drei Kollegen gefeiert, die soeben den zweiten Grad erreicht haben. Eine verdiente Pause nach einem langen Tag. Many-Am erklärt den Tagesablauf: „Ich beginne damit, die Sachen herzurichten. Dabei wird das ganze Material verpackt. Um ca. acht Uhr fange ich dann mit der eigentlichen Arbeit an: Ich stecke zuerst einen Suchkorridor von ca. einem Meter Durchmesser ab. Der Leiter gibt dann das Signal, um mit dem Suchen anzufangen. Nach jeder Stunde machen wir eine zehnminütige Pause. Wir machen auch eine einstündige Pause zum Mittagessen. Danach machen wir mit der Arbeit weiter, bis um 16 Uhr der Tag für uns zu Ende geht“.

Während sie ihren Tagesablauf ganz nüchtern schildert, erwähnt sie mit keinem Wort die starke Belastung in diesem überaus anspruchsvollen Beruf: volle Konzentration, peinlich genaues Arbeiten und – aller Erfahrung zum Trotz – die Angst vor einem Unfall. Die Gefahr ist ein ständiger Begleiter:

„Die gefährlichste Situation für mich war das Aufspüren einer M23 und einer BLU60. Es handelt sich dabei um chemische Waffen, die man nicht berühren darf. Ich hatte Angst, von einer Phosphorbombe verbrannt zu werden.“     

Bei Handicap International arbeitet Many-Am seit zwei Jahren in der Entminung auf dem Niveau I. Sie hat über die in Xepos ansässige Organisation im Rahmen einer dreimonatigen Grundausbildung gelernt, wie ein Suchgerät zu bedienen ist und wie man zur Räumung eines Gebietes mit explosiven Kriegsresten vorgeht. Auch weiß sie nun, wie Erste Hilfe bei einem Unfall zu leisten ist.

„Ich habe diesen Beruf zuallererst deshalb gewählt, um Geld zu verdienen. Dann ist mir auch klar geworden, dass ich damit die Risiken für die Bevölkerung in Laos verringern helfen kann. Ich bin stolz auf das, was ich tue, auch wenn es nicht meine erste Wahl war.“

Die Teams arbeiten zwanzig Tage im Monat ohne Unterbrechung. Danach machen sie eine Pause von zehn Tagen, damit jeder ein wenig Zeit mit seiner Familie verbringen kann. Many-Am ist verheiratet und hat einen elf Monate alten Sohn. Aber sie kommt mit ihrer Situation ganz gut zurecht: „Meine Eltern kümmern sich um mein Baby, es ist gesund, also mache ich mir keine Sorgen. Und mein Mann ist selbstverständlich auch noch da, um sich um meinen Sohn zu kümmern!“  

Natürlich war die Familie über die Berufswahl der jungen Frau zunächst beunruhigt, doch schließlich fanden sie sich mit den Tatsachen ab. Zum Glück, denn die bescheidene und zurückhaltende Many–Am betont mit glänzenden Augen:

„Ich arbeite gerne als Minenräumerin und möchte auch nicht aufhören. Ich werde so lange bei Handicap International mitarbeiten, bis das Projekt abgeschlossen ist.“

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