In einem hohen Raum hängen hunderte kleine Submunitionen an Fäden von der Decke.

Seit Beginn der Kriegshandlungen wurden bewohnte Gebiete bombardiert. Erste Berichte gehen von mindestens 100 Toten aus. HI fordert ein sofortiges Ende der Angriffe und den Schutz der Zivilbevölkerung.

Seit dem 24. Februar 2022 und dem Beginn eines groß angelegten militärischen Konflikts in der Ukraine sind Städte im ganzen Land Ziel von verheerenden Angriffen. Großstädte wie Charkiw und die Hauptstadt Kiew werden schwer bombardiert. Nach ersten Berichten wurden 100 Zivilisten getötet und 300 verletzt. Bombardierungen und Granatenbeschuss in bewohnten Gebieten treffen die Zivilbevölkerung auf tragische und vorhersehbare Weise. Die gemeinnützige Hilfsorganisation Handicap International (HI) fordert die sofortige Beendigung der Kampfhandlungen und den Schutz der Zivilbevölkerung sowie der zivilen Infrastruktur. Der Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten muss aufhören. Zivilist*innen in der Ukraine müssen Zugang zu humanitärer Hilfe haben und sie müssen geschützt werden, wenn sie vor dem Konflikt fliehen. Vor allem für Menschen mit Behinderung und ältere Menschen ist der Zugang zu humanitärer Hilfe schwierig.

Ein wiederkehrendes Muster

Die jüngsten Konflikte, die durch den massiven Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten gekennzeichnet waren - wie in Syrien, Jemen und Irak, aber auch bereits in den vergangenen Jahren in der Ostukraine und in Berg-Karabach 2020 - zeigen ein wiederkehrendes Muster von verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung.

Wenn Explosivwaffen in bewohnten Gebieten eingesetzt werden, kommen 90 % der verletzten und getöteten Menschen aus der Zivilbevölkerung. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine zwischen 2014 und 2021 wurden mehr als 14.000 Menschen getötet, darunter fast 3.400 Zivilist*innen. Laut eines UN-Berichts stammten 89 % der durch Explosivwaffen verursachten Opfer dabei aus der Zivilbevölkerung. Folgen dieser Angriffe und die daraus resultierenden Verletzungen sind komplex, schwer zu heilen, können lebenslange Schmerzen oder Beschwerden verursachen und führen häufig zu dauerhaften Behinderungen. Auch das psychologische Trauma durch Bombardierungen kann eine ganze Bevölkerung in Mitleidenschaft ziehen.

„Die Folgen des Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten sind tragischerweise vorhersehbar. Die meisten der getöteten oder verletzten Menschen stammen aus der Zivilbevölkerung. Die Folge von Bombardierungen sind komplexe Verletzungen und psychologische Traumata. Die Bevölkerung wird vertrieben und lebenswichtige Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser, Brücken, die Stromversorgung und die Versorgung mit sauberem Wasser werden zerstört. Explosive Überreste bleiben und bedrohen die Bevölkerung über Jahrzehnte hinweg. " - Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung bei HI-Deutschland

Der Einsatz verbotener Waffen

In Berichten der Vereinten Nationen wird auch der Einsatz von illegalen Waffen erwähnt. Nach Angaben von Amnesty International wurde am 25. Februar eine Vorschule in der Stadt Ochtyrka in Oblast Sumy im Nordosten der Ukraine von Streumunition getroffen. Streubomben sind seit 2008 durch den Vertrag von Oslo weltweit geächtet. Zivilist*innen waren in die Schule geflüchtet, der Angriff tötete drei Menschen, darunter ein Kind. Ein weiteres Kind wurde verwundet. Der Angriff scheint von russischen Streitkräften verübt worden zu sein, die in der Nähe operierten. Und bereits in den vergangenen Jahren wurden in der Ostukraine illegal Landminen verlegt. Und auch Streubomben wurden in der Ukraine eingesetzt. Lesen Sie hier mehr über den Einsatz von Streubomben in der Ukraine.

Die humanitäre Lage

Fast 8 Millionen Menschen sind von dem Konflikt betroffen. Die UNO schätzt, dass die Zahl der Vertriebenen auf bis zu 5 Millionen Menschen ansteigen könnte. In einer solchen Notlage haben Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen oft große Schwierigkeiten, zu fliehen, ihre Grundbedürfnisse zu decken oder eine Unterkunft zu finden. Auch der Zugang zu humanitärer Hilfe ist für sie schwierig.

Der Zugang zu humanitärer Hilfe wird ein großes Problem darstellen: 2021 wurde die humanitäre Hilfe für die am stärksten betroffenen Gebiete in der Donbas-Region blockiert, so dass die Bevölkerung von Donezk und Luhansk – insbesondere die in den nicht von der Regierung kontrollierten Gebieten isoliert ist und nur begrenzten oder gar keinen Zugang zur Grundversorgung hat. Die Corona-Beschränkungen haben die Situation noch verschlimmert.

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