In einem hohen Raum hängen hunderte kleine Submunitionen an Fäden von der Decke.
VerbotLandminen

Große Herausforderungen auf dem Weg zu einer Welt ohne Minen: Vertreter von 164 Vertragsstaaten des Ottawa-Vertrags über das Verbot von Antipersonenminen treffen sich vom 25. bis 29. November in Oslo.

Ein Mann in der Wüste steuert eine Drohne
Tests zum Einsatz von Drohnen bei Minenräumarbeiten © John Fardoulis / HI

Die vierte Überprüfungskonferenz des Ottawa-Vertrags soll die Fortschritte beim Verbot von Antipersonenminen, bei der Vernichtung von Beständen, der Räumung von Minenfeldern und der Hilfe für die Opfer bewerten. Darüber hinaus soll während der Konferenz ein Fahrplan für die nächsten Jahre entwickelt werden.

Die Vertragsstaaten haben sich das große Ziel gesetzt, bis 2025 eine weitgehend minenfreie Welt zu schaffen.  Als eine der führenden Mitglieder der internationalen Landminenkampagne ist Handicap International (HI) in Oslo dabei und stellt u.a. ihre Erfahrungen mit der Minenräumung bei langandauernden Konflikten sowie zwei innovative Projekte vor: 3D-Prothetik für die Unterstützung der Minenüberlebenden und der Einsatz von Drohnen zur schnelleren Vorbereitung von Räumungsarbeiten.

 

Erfolge des Ottawa-Vertrags

Die vierte Überprüfungskonferenz markiert einen entscheidenden Moment in der Geschichte des Ottawa-Vertrags und findet 20 Jahre nach seinem Inkrafttreten und dem ersten Treffen der Vertragsstaaten im Jahr 1999 statt. Der Vertrag hat sich in dieser Zeit als sehr wirksam erwiesen: 164 Staaten haben ihn unterzeichnet. Der Großteil der Bestände in den Lagern dieser Staaten wurden vernichtet. Viele verminte Regionen wurden geräumt. Einst stark verminte Länder wie z.B. Mosambik sind heute minenfrei. Antipersonenminen werden von staatlichen Armeen so gut wie nicht mehr eingesetzt. Die Zahl der jährlich getöteten und verletzten Menschen ist von 9.807 im Jahr 1999 auf 6.897 im Jahr 2018 gesunken.

Herausforderungen des Vertrags

Nach 15 Jahren stetigem Rückgang hat sich die Zahl der getöteten und verletzten Menschen jedoch zwischen 2014 und 2018 wieder fast verdoppelt (6.897 im Jahr 2018 gegenüber 3.998 im Jahr 2014). Das liegt vor allem an der großen Zahl von Opfern durch selbstgebaute Minen: 3.789 Menschen, also etwa die Hälfte der Gesamtzahl. Hauptsächlich werden selbstgebaute Minen von nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen eingesetzt. Diese stellen eine echte Herausforderung für  die hohen Ziele der Vertragsstaaten dar.

Eine weitere Herausforderung sind die Räumungsarbeiten unter zunehmend schwierigen Bedingungen: in städtischen Gebieten, in denen explosive Überreste in Schutt vergraben sind, bei langandauernden Konflikten oder in sehr abgelegenen Gebieten, in die es schwierig ist, Teams zu entsenden. Auch die Versorgung der betroffenen Menschen in entlegenen Regionen ist oft problematisch.

Innovative Projekte: 3D-Scanner und Drohnen im Einsatz

HI stellt im Rahmen der Konferenz innovative Projekte vor, um diesen Herausforderungen zu begegnen: Die Verwendung von 3D-Scannern und Druckern zur Herstellung von Prothesen und Orthesen kann in sehr abgelegenen Gebieten oder Konfliktsituationen hilfreich sein. Darüber hinaus stellt Handicap International und ihr Partner Mobility Robotics neu erhobene Daten vor, bei denen vergrabene Landminen unter bestimmten Bedingungen durch Drohnen mit Infrarotkameras lokalisiert werden konnten. Diese im Tschad getestete Technologie kann Zeit sparen und die Arbeit der Minenräumer/-innen sicherer machen. Dies ist ein großer Fortschritt für die humanitäre Minenräumung.

Um das Ziel einer minenfreien Welt 2025 zu erreichen, fordert HI eine stärkere Unterstützung für die Minenräumung, auch in Bezug auf Innovationen im Bereich der Minenbekämpfung.

Unterstützung der Opfer zeitlebens notwendig

Auch in Ländern, in denen die Minenräumung bereits abgeschlossen ist, wird weiterhin Hilfe für die Überlebenden benötigt. Minenfrei bedeutet nicht opferfrei! Menschen, die z.B. durch eine Mine ein Bein verloren haben, benötigen zeitlebens immer wieder eine neue Prothese. Außerdem haben sie laut Ottawa-Vertrag ein Recht auf Unterstützung bei ihrer schulischen, beruflichen und sozialen Inklusion.

Der Ottawa-Vertrag

Der Ottawa-Vertrag verbietet den Erwerb, die Herstellung, die Lagerung und den Einsatz von Antipersonenminen und regelt die Räumung verminter Regionen sowie die Unterstützung der betroffenen Menschen. Der Vertrag wurde am 3. Dezember 1997 zur Unterzeichnung freigegeben. Er ist am 1. März 1999 in Kraft getreten. Insgesamt 164 Staaten haben ihn bis heute unterzeichnet, davon haben 163 Staaten ratifiziert.

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