Allianz: Gegendarstellung
Am 14.6 veröffentlichten IKV Pax Christi und andere einen internationalen Bericht über Investitionen in Produzenten von Streubomben – u.a. vom Allianz Konzern. In München organisierten Aktivisten von Handicap International eine Postkartenaktion gegen Investitionen der Allianz in Streubombenhersteller.
Die Allianz reagierte mit einem Brief, dem wir hier unsere Argumente entgegenstellen. Gerne können Sie in diesem Sinne antworten, sollten Sie sich an unserer Aktion beteiligt und ein Schreiben der Allianz erhalten haben.
Der Brief an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der „Postkartenaktion von Handicap International e.V.“ zeigt, dass die Allianz das Thema Investitionen in Hersteller von Streubomben ernst nimmt.
Das freut uns, denn es zeigt uns, dass die Allianz die Anliegen der Öffentlichkeit ernst nimmt.
Es freut uns hingegen weniger, dass sie nur mit der halben Wahrheit antwortet. Ihre Aussage lautet:
„Investitionen unserer Investmentfonds und die Anlage des Kapitals unserer Versicherten in Streumunitionshersteller schließen Allianz Global Investors Europa und die Versicherungsgesellschaften seit 2011 durch eine Richtlinie aus. Der Slogan der Postkartenkampagne ist daher nicht zutreffend.“
Zunächst einmal baten die TeilnehmerInnen der Aktion die Allianz, sich transparente und öffentliche Richtlinien zu geben – und sie so für jede Kundin und jeden Kunden nachvollziehbar zu machen.
Laut Brief und auch laut einer Pressemitteilung vom 24.01.2011 haben sich Teile der Allianz entsprechende Richtlinien bereits verordnet. Wir fordern,
- dass diese Richtlinien veröffentlicht werden,
- und dass in ihnen festgehalten wird, dass sämtliche Verbindungen zu Unternehmen, die mit der Produktion von Streumunition in Verbindung stehen, rückwirkend, aktuell und in der Zukunft zu unterlassen sind.
Da jede Art von Investition die Produktion begünstigt, dürfen auch keine Ausnahmen gelten für externe Finanzdienstleister, Fonds, die einem bestimmten Index folgen, oder für private Projekt-Finanzierungen von Firmen, die mit Streumunition zu tun haben. Der Allianz Konzern muss seine entsprechende Richtlinie außerdem auf all seine Aktivitäten und Tochterkonzerne ausdehnen.
Die Richtlinie muss umfassend sein:
- Das heißt sie darf keine Ausnahmen für bestimmte Produzenten von Streumunition enthalten,
- sie darf keine Ausnahmen für bestimmte Aktivitäten und Geschäfte von Produzenten von Streumunition machen und
- sie darf keine Ausnahmen irgendeiner Art von Finanzierung oder Investition von/in Produzenten machen.
Außerdem nimmt die Allianz die TeilnehmerInnen der Postkartenaktion offensichtlich nicht ernst, wenn sie auf die Ergebnisse der Untersuchung von IKV Pax Christi und FairFin antworten, dass TEILE des Allianz Konzerns nicht mehr in Streumunitionshersteller investieren. Die Allianz spricht im Brief von „Allianz Global Investors Europa“ – doch die Untersuchungsergebnisse des Berichtes decken auf, dass das Problem der Investitionen in Streumunitionshersteller nicht durch europäische Allianztöchter sondern eben durch die nicht-europäischen, genannten Tochtergesellschaften verursacht wird.
Hier ein Auszug aus dem Bericht:
Allianz (Germany)
ASSET MANAGEMENT
Zu verschiedenen Stichtagen zwischen 31. Dezember 2011 und 31. März 2012 besaß oder verwaltete Pimco, Teil der Allianz, 1,47% der insgesamt ausstehenden Anleihen von Alliant Techsystems mit einem Wert $ 13.900.000.
Am 31. Dezember 2011 besaß oder verwaltete die NFJ Investment Group, die zu der Allianz gehört, 4,34% der Anteile an der Alliant Techsystems mit einem Wert von 81.800.000 US $.
Am 31 Dezember 2011 besaßen oder verwalteten die Allianz Tochterunternehmen Allianz Global Investors und NFJ Investment Group 1,15% der Anteile von Lockheed Martin im Wert von 299.700.000$.
Der Allianz Konzern scheint einer makabren Logik zu folgen: In Europa, wo Streubomben größtenteils verboten sind, darf nicht in Streubombenhersteller investiert werden. Amerikanische oder internationale Tochtergesellschaften wie Pimco und NFJ Investmentgroup dürfen hingegen mit ihrem Geld weiterhin die Produktion von Waffen unterstützen, die wegen ihrer Unmenschlichkeit schon von über 70 Ländern verboten sind.
Der Hauptsitz des Allianz Konzerns ist in München – und hier ist Streumunition bereits seit 2010 verboten.
Wir fordern die Allianz deshalb auf, nicht mehr mit zweierlei Maß zu messen, wenn es um die Herstellung dieser Waffen geht, die zu 98% völlig unschuldige und unbeteiligte Kinder, Frauen und Männer töten.
Andere Finanzinstitute, wie die West LB, die es im Disinvestment Bericht in diesem Jahr in die sog. „Hall of Fame“ schaffte, und auch die Commerzbank, die immerhin im Bericht unter „Runners Up“ geführt wird, zeigen, dass eine Veränderung der Geschäftspolitik und die Implementation von transparenten Richtlinien möglich sind. Hoffentlich folgt ihnen die Allianz auch bald.
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