ExplosivwaffenHandicap International
Eine Figur mit Regenklamotten und Regenschirm läuft unter einem bedrohlichen Bombenschauer
© Nouki

Darmstädter Künstler haben ein riesiges Graffiti an einer Hauswand im Martinsviertel gestaltet, um auf die schrecklichen Folgen von Bombenangriffen auf die Zivilbevölkerung aufmerksam zu machen.

Nach dem großen Erfolg unseres Graffiti-Projekts im Münchner Werksviertel, wo ein eindrucksvolles Mural eine riesige Hauswand ziert, möchte Handicap International e.V. auch Bürger*innen anderer Städte Deutschlands durch Graffiti-Kunstwerke bewegen und sensibilisieren. Denn jährlich werden Zehntausende Zivilist*innen bei Bombardierungen in der Ukraine, im Jemen, in Afghanistan und vielen anderen Ländern getötet oder verletzt. Explosivwaffen fordern täglich neue Opfer und führen zu verheerender Zerstörung von ganzen Städten. Auch nach einem Angriff oder Konflikt verhindern explosive Kriegsreste eine sichere Rückkehr der Zivilbevölkerung, da Blindgänger noch jahrelang lebensgefährlich sind.

Die Wahl der nächsten Stadt fiel auf Darmstadt – nicht zuletzt, weil knapp 80% der Stadt im zweiten Weltkrieg zerstört wurde und sie dadurch einen Bezug zur Bombardierung von Wohngebieten hat.

Die Künstler Spraywatz (Fabian Meuren), Spraymobil (Elmar Compes) und Deafman (Julian Bock) sprühten an einer Hauswand im Martinsviertel ein beeindruckendes Graffiti. Vor einem grauen, urbanen Hintergrund, zeigt das Mural ein in Farbe gesetztes Kind mit Regenschirm, das einem Bombenregen schutzlos ausgeliefert ist.

Gemeinsam mit dem Jugendbildungswerk der Stadt Darmstadt und den drei Künstlern möchte Handicap International e.V. auf die gravierenden Folgen der Bombardierung bevölkerter Gebiete aufmerksam machen.

Das Wetterglück stand auf unserer Seite, und so konnten wir im Trockenen den Bereich vor der Hauswand mit HI Bannern und Infotafeln schmücken. Zur Einweihung des Kunstwerks luden wir Pressevertreter*innen und Darmstadts Bürgermeisterin Barbara Akdeniz ein.
Nach den Begrüßungsworten von Huberta von Roedern, Pressesprecherin von Handicap International Deutschland, ergriff die Bürgermeisterin in einer bewegenden Rede das Wort: „Die Wand in der Heinheimerstraße war in den letzten Jahren immer ein Ort für besondere Botschaften. Mit dem neuen Mural erhält Darmstadt nun ein wichtiges Zeichen, welches uns die tragische Lage von zivilen Kriegsopfern vor Augen führt. Besonders denken wir dabei natürlich aktuell an das Leid der Zivilbevölkerung in der Ukraine als Folge des russischen Angriffskrieges, aber auch in allen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit sind Kinder, Frauen und ältere Menschen besonders betroffen und Opfer von Gewalt."

Welche verheerenden Auswirkungen Explosivwaffen in Wohngebieten haben, schilderte anschließend nochmal Frau von Roedern: „90% der Opfer von Angriffen mit Explosivwaffen kommen aus der Zivilbevölkerung. Wir fordern mit unserer Kampagne „Stop Bombing Civilians“, Bombardierungen der Zivilbevölkerung öffentlich zu verurteilen und das Völkerrecht wieder zu stärken, den Opfern zu helfen und die Entminung von bombardierten Gebieten zu unterstützen“, betonte sie.

Auch die Künstler meldeten sich zu Wort und nutzten die Gelegenheit, sich für dieses wichtige Anliegen zu positionieren. Fabian Meuren machte deutlich: „Für meine Kollegen und mich ist es wichtig, dass wir mit diesem Mural ein klares optisches Zeichen setzen. Gemeinsam mit allen Kooperationspartner*innen möchten wir mit dieser Arbeit einen Beitrag leisten und auf diese wichtige Thematik und die Folgen für die zivile Bevölkerung aufmerksam machen. Dabei ist die Bildsprache bewusst gewählt und verdeutlicht vor allem die vorhandene Hilflosigkeit.“

Aus dem Fenster klatschende Autofahrer*innen und durchweg interessierte und begeisterte Passant*innen zeigten, dass das Mural auf positive Resonanz stößt. Welch schönes Feedback für unsere Graffiti-Aktion. Als nächste Städte werden Augsburg und Regensburg folgen.

Das haushohe Graffiti kann jederzeit in der Heinheimerstraße 44 in Darmstadt besichtigt werden.

Und um den öffentlichen Druck zu verstärken, können interessierte Bürger*innen außerdem eine Petition unterschreiben: 

www.handicap-international.de/de/stopbombingcivilians

Über die Kampagne „Stop Bombing Civilians"

Explosivwaffen in Wohngebieten haben verheerende Auswirkungen. Explosivwaffen töten oder verletzen jedes Jahr zehntausende Zivilist*innen weltweit, hinterlassen verwüstete Städte in der Ukraine, im Irak, in Afghanistan, Syrien oder Jemen, führen zu starken psychologischen Traumata, zu Vertreibung und Verarmung der Bevölkerung, zerstören lebensnotwendige Infrastrukturen und zerrütten das soziale und wirtschaftliche Gefüge. Wenn Explosivwaffen in bewohnten Gebieten eingesetzt werden, sind 90% der Opfer Zivilist*innen. Besonders die Flächenwirkung vieler Explosivwaffen macht ihren Einsatz in Wohngebieten verhängnisvoll.

Diplomatischer Prozess

Die seit 2019 laufenden diplomatischen Verhandlungen unter Beteiligung zahlreicher Staaten, u.a. der deutschen Regierung, sowie zivilgesellschaftlicher Organisationen, kamen im Juni 2022 zum Abschluss. Das Ergebnis der Verhandlungen ist eine politische Erklärung, die bei einer hochrangigen Konferenz am 18.11.2022 in Dublin verabschiedet werden wird. Sie soll zu besserem Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten (EWIPA) führen, auf die humanitären Konsequenzen von Explosivwaffen aufmerksam machen und legt klare Verpflichtungen für Opferhilfe, Entminung und Risikoaufklärung fest. Handicap International war von Beginn an den Verhandlungen beteiligt.

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Unterzeichnen Sie diese Petition und sagen Sie mit uns Nein zu Bomben auf Wohngebiete! Verhindern Sie, dass noch mehr Kinder wie Malak ein Arm oder ein Bein verlieren oder gar getötet werden. Retten Sie Leben und verhindern Sie bleibende Behinderungen.

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