Explosivwaffen - ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit
In aktuellen Konflikten werden explosive Waffen oft hemmungslos in dicht bevölkerten Gebieten eingesetzt. Dabei treffen diese Waffen vor allem die Zivilbevölkerung und verursachen grausame Verletzungen, führen zu lebenslangen Behinderungen, zerstören Häuser und Infrastruktur und zwingen die Menschen zur Flucht. Blindgänger verlängern die Gefahr bis in Friedenszeiten.
Was sind Explosivwaffen?
Explosivwaffen werden in aktuellen Kriegen regelmäßig und menschenverachtend in Wohngebieten eingesetzt. Ihr meist großer Wirkungsbereich entfaltet seine brutale Kraft vor allem in bevölkerten Gebieten:
- Der Explosions- und Splittereffekt kann Schaden im Umkreis von mehreren hundert Metern anrichten.
- Kaum eine Waffe trifft vollkommen präzise. Waffen mit mehreren Munitionen verwüsten besonders große Bereiche.
- Menschen werden direkt getroffen oder indirekt durch einstürzende Gebäudeteile verletzt.
- Beispiele für Explosivwaffen sind Mörsergranaten, Raketen, Artilleriegranaten, Fliegerbomben, improvisierte Sprengsätze sowie Streubomben.
Diese Folgen hat der Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten
Explosivwaffen töten und verstümmeln. Viele der Überlebenden tragen dauerhafte Behinderungen davon und sind schwer traumatisiert. Gleichzeitig wird Infrastruktur zerstört und das alltägliche Leben immer gefährlicher. Die Brutalität der Angriffe zwingt viele Menschen zu fliehen. Da einzelne Waffen oder Teile ihrer Munition nicht explodieren, gefährden sie Wiederaufbau und Rückkehr, ähnlich wie Landminen und improvisierte Sprengsätze.
So verheerend wirkten Explosivwaffen weltweit im Jahr 2017
- Sie forderten 42.972 Tote und Verletzte.
- 74 Prozent dieser Opfer stammten aus der Zivilbevölkerung, in Wohngebieten sogar 92 Prozent.
- Außerhalb von Wohngebieten sind 'nur' 20 Prozent der Opfer Zivilistinnen und Zivilisten.
Quelle: alle Zahlen stammen aus eigenen Erhebungen und denen von Action on Armed Violence (AOAV)
Wer sind die Opfer dieser Waffen?
Malak
Malak wurde bei einem Bombenangriff in Syrien so schwer verletzt, dass ihr linkes Bein amputiert werden musste. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie heute im Flüchtlingscamp Zataari in Jordanien.
„Wir waren zuhause mit den Kindern. Als wir fliehen wollten, wurde ihr Zimmer getroffen. Den Anblick werde ich nie vergessen. Sie lagen in einem Meer von Blut.“ (Vater von Malak)
Firas
Auf der Flucht aus Mossul im Irak erlebt Firas Familie ein Inferno aus Explosionen, Staub und Splittern. Nach einer Explosion hält Firas ein totes Kind an seiner Hand. Seine Frau stirbt, eine Tochter verliert ein Bein.
"Jetzt bin ich hier mit meinen vier Kindern. Was ist unsere Zukunft? Sollen meine Kinder jeden Tag die Straße entlanglaufen, auf der ihre Mutter und ihr Bruder starben?
Diese Länder sind besonders betroffen
Besonders viele Angriffe gab es in Syrien, Jemen, Irak, Afghanistan und der Türkei. Doch auch in vermeintlich befriedeten Ländern litten Menschen - denn Blindgänger sind noch jahrzehntelang gefährlich.
Syrien im Jahr 2017:
- Mindestens 15.319 Tote und Verletzte
- 50 Prozent Zunahme der Todesopfer im Vergleich zu 2016
Irak im Jahr 2017:
- Mindestens 8.896 Tote und Verletzte
Jemen in den Jahren 2015-2017:
- Mindestens 13.969 Tote und Verletzte
So engagiert sich Handicap International
Seit der Gründung von Handicap International im Jahr 1982 engagieren wir uns gegen die Folgen von Kriegen und explosive Kriegsreste. Durch unsere Projekte wissen wir, dass vor allem die Zivilbevölkerung unter diesen Waffen leidet. Deren Schutz ist unsere oberste Priorität. Heute sind wir weltweit die einzige Organisation, die eine Expertise auf vier Gebieten der so genannten humanitären Minenaktion besitzt:
- Wir unterstützen die Überlebenden mit Rehabilitation und Inklusion
- Wir engagieren uns in der Minenräumung
- Wir klären die Bevölkerung über die Gefahren auf
- Wir engagieren uns mit politischer Fürsprache im Rahmen weltweiter Netzwerke
Die Bombardierung der Zivilbevölkerung muss ein Ende haben
Da der Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten vor allem Zivilpersonen trifft, ist er eigentlich bereits durch das Völkerrecht verboten. Im Genfer Abkommen IV wurde festgelegt, dass in Konflikten keine zivilen Ziele angegriffen werden dürfen und zivile Opfer „begrenzt“ werden müssen. Jeder Angriff muss zwischen Zivilbevölkerung und Kämpfenden unterscheiden.
Wir setzen uns dafür ein, dass das Völkerrecht wieder mehr Gewicht bekommt. Möglichst viele Staaten sollen deshalb eine gemeinsame politische Erklärung gegen den Einsatz von Explosivwaffen abgeben und ihre Praktiken und politischen Richtlinien ändern. Außerdem sollen sie die Betroffenen unterstützen. Je mehr Staaten mitmachen, umso höher ist der Druck auf andere Staaten, das Völkerrecht wieder mehr zu achten und die Zivilbevölkerung zu schützen.
INEW
Im Jahr 2011 schlossen wir uns mit einigen anderen Organisationen zusammen und bündelten unsere Kräfte, um den Angriffen mit Explosivwaffen auf die Zivilbevölkerung ein Ende zu setzen. Gemeinsam gründeten wir INEW - das internationale Netzwerk gegen Explosivwaffen.
Machen Sie mit!
Gemeinsam können wir die Staaten dazu bringen, den menschenverachtenden Bombardierungen von unbeteiligten Kindern, Frauen und Männern ein Ende zu setzen. Das ist aber nur möglich, wenn wir unsere wichtigste humanitäre Waffe einsetzen: Unsere Stimmen!
Unterzeichnen Sie deshalb die Petition unter http://stopbombingcivilians.handicap-international.de/